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Durchbruch für ökologischen Hochwasserschutz

Bisher größte Deichverlegung Deutschlands unter maßgeblicher Mithilfe der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt

Der Lödderitzer Forst bei Aken: Ein schönes, idyllisches, naturbelassenes Areal an der hier noch wenig verbauten Elbe. Wenn der Fluss bei Hochwasser künftig wieder einmal über die Ufer tritt, haben die verheerenden Wassermassen durch die Rückverlegung des Deiches im Auenwald künftig sehr viel mehr Platz! Konkret 600 Hektar mehr Platz. So groß ist die Fläche zwischen dem alten Deich und dem dahinter errichteten neuen Deich. Damit das Wasser sich aber auch bis zum neuen Deich ausbreiten kann, wurde im Rahmen des Naturschutzgroßprojekt „Mittlere Elbe“ nun Ende April der alte Elbdeich geöffnet, mit einer ersten von insgesamt 10 geplanten Deichschlitzungen. Bis 2018 entstehen dabei im alten Deich 96- 650 Meter lange Lücken . Der neue 7,3 km lange Deich ist seit Ende 2016 fertig und verspricht durch kürzere und verbesserte Zuwegungen eine leichtere Unterhaltung. Ein neu gebautes Schöpfwerk sowie der Neu- und Umbau von Entwässerungsgräben sind ebenfalls Bestandteil des Projektes. Der naturschutzfachliche Wert liegt auf der Hand, da nunmehr die ehemals von den wechselnden Wasserständen der Elbe betroffene Elbaue mit dem einzigartigen Auwald erneut von den Vernässung profitieren kann. Insofern ist das Projekt eine einmalige Kombination von Naturschutz und Hochwasserschutz durch Schaffung von Retentionsraum.

Deich

Möglich wurde dies alles durch die enge Einbindung und Mithilfe der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt, die für den Deichbau Projekt seit 2003 ca. 110 Hektar Fläche von privaten Grundstückseigentümern und Kommunen ankaufte. Nach mehreren Jahren Planung konnte Ende 2009 dann mit dem Grunderwerb begonnen werden. Eine Aufgabe, die sich mehrere Jahre hinzog- und das nicht ohne triftige Gründe! So mussten alle Eigentumsverhältnisse erhoben bzw. recherchiert werden, und auch die Aufhebungen der Pacht- bzw. die Bewirtschaftungsverhältnisse auf den in Anspruch genommenen erforderten besondere Aufmerksamkeit.

Gut, dass die Mitarbeiter der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt über eine große Erfahrung im Umgang mit derartigen Sachverhalten sowie über die nötige Detail- und Ortskenntnis verfügen! Unter Einbeziehung eines nicht unerheblichen Teils eigener sowie für das Land Sachsen-Anhalt verwalteter Flächen gelang es der Landgesellschaft, die ihr übertragenen Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit durchzuführen.

Positiver Nebeneffekt bei diesem Projekt: Für die Extensivierung von Grünland, für Aufforstungsmaßnahmen sowie für spätere Pflegeleistungen konnten als Dienstleister ansässige Landwirte gewonnen werden, denen sich so eine zusätzliche Einkommensquelle erschließt bzw. die dann die prämienfähigen Flächen weiterhin nutzen.

Die Renaturierung des Lödderitzer Forstes ist in Deutschland zugleich ein Modellprojekt für den ökologischen Hochwasserschutz. Die Deichrückverlegung ist Teil der Hochwasserschutzkonzeption des Landes Sachsen-Anhalt und wird maßgeblich vom LHW unterstützt.
Die neu gewonnene Überflutungsfläche wird bei Hochwasser laut Landesregierung zwischen Lödderitz und Aken zu einer Absenkung des Pegels um bis zu 28 Zentimeter führen. Durch die Rückgewinnung der Retentionsfläche kann zugleich ein großflächiger Hartholzauen-Wald wieder in die natürliche Überflutungsdynamik der Elbe integriert werden. Damit sollen laut WWF Auenlebensräume als Lebensstätte einer einzigartigen Artenvielfalt langfristig gesichert und erhalten werden.