Im Weinberghotel Edelacker in Freyburg (Unstrut) kamen kürzlich über 60 Vertreterinnen und Vertreter aus Weinbaupraxis, Wissenschaft, Verbänden und Behörden zusammen. Anlass war die Präsentation der Ergebnisse des internationalen Weinbauprojektes LIFE VineAdapt, das nach fünfjähriger Laufzeit nun erfolgreich zu Ende geht. Seit 2020 untersuchen die acht Projektpartner aus Frankreich, Österreich, Ungarn und Deutschland, wie sich der Weinbau an den Klimawandel anpassen kann.
In seinem Grußwort hob Staatssekretär Gert Zender vom Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt hervor, dass die notwendige Anpassung an den Klimawandel den Winzern durchaus bewusst ist. Das Projekt LIFE VineAdapt bezeichnete er als „Glücksfall“ für die Saale-Unstrut-Region. Es geht dabei um praxisgerechte Lösungen, die das Land Sachsen-Anhalt weiter fördern und unterstützen möchte.
Die Projektpartner erforschten u. a. die Begrünung von Weinberggassen mit blühenden Wildpflanzen, Alternativen zur mineralischen Düngung und zu chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln sowie verschiedene Bewässerungsmethoden. In allen Projektregionen gab es in den mit Wildpflanzen begrünten Weinbergen mehr Pflanzenarten als in den Kontrollweinbergen. Diese Pflanzen lockten insbesondere in Deutschland deutlich mehr Wildbienen und Nützlinge an. Wichtig ist allerdings ein geeignetes Pflegemanagement. Bei Ertrag und Traubenqualität gab es keine Unterschiede zwischen den Biodiversitäts- und den Kontrollweinbergen.
Im Unterstockbereich hat sich die mechanische Bodenbearbeitung mit einem Mäher mit Bürstenaufsatz als die wirksamste und wirtschaftlichste Alternative zum Herbizideinsatz erwiesen. Bei den verschiedenen Düngemethoden gab es wenig Unterschiede zwischen mineralischer und organischer Düngung z. B. bei der Traubengesundheit. In Frankreich führte Bewässerung zu einer geringeren Bedeckung der Weinberggassen mit Blütenpflanzen, weswegen z. B. auf Blüten angewiesene Nützlinge wie Marienkäfer in den bewässerten Weinbergen seltener vorkamen. Bodenorganismen profitierten allerdings von der Bewässerung.
Einen praktischen Einblick in die Etablierung und Pflege eines Biodiversitätsweinberges erhielten die Teilnehmerinnen in einer Exkursion zum Pfortenser Köppelberg des Landesweingutes Kloster Pforta. Der Weinbauleiter Dietrich Frank und seine Kollegin Anne Hauschild zeigten die entsprechende Technik zur Vorbereitung des Bodens und zur Einsaat. Dr. Daniel Elias und Lea Sieg von der Hochschule Anhalt erklärten die nachgewiesenen Pflanzen- und Tierarten sowie das Pflegemanagement. Die Projektkoordinatorin Isabel Reuter von der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH fügte hinzu: „In allen Partnerländern wurden Winzer in entsprechenden Workshops und Exkursionen fortgebildet. Und Gäste der Projektregionen finden Informationstafeln in den Weinbergen, die auf das Projekt hinweisen.“
Zum Projektgebiet gehören neben der Weinbauregion Saale-Unstrut die französische Weinbauregion Luberon, die österreichische Weinbauregion Südsteiermark und die ungarische Weinbauregion Eger/Tokaj. Das Projekt wird finanziert aus Mitteln des europäischen Umweltprogramms LIFE sowie des Ministeriums für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt. Die Landgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH fungiert als koordinierender Partner.
Bei Fragen rund um den biodiversitätsfördernden Weinbau können sich Interessierte an Dietrich Frank vom Landesweingut Kloster Pforta wenden (Telefon: 034463 30021, E-Mail: frank@kloster-pforta.de).
Für weitere Informationen: https://www.life-vineadapt.eu/aktuelles
Exkursion am Pfortenser Köppelberg
TeilnehmerInnen der Exkursion am Pfortenser Köppelberg
Staatssekretär Gert Zender (4. v. l.) mit VertreterInnen des Projektes LIFE VineAdapt und der Europäischen Kommission
Fotos: Landgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH