Hilfsnavigation
Sprachmenu
Deutsch English

„Kompensation mit der Landwirtschaft“ - große Resonanz und rege Beteiligung!

  

Vortragsveranstaltung am 25. 10.12

Es waren zwei anregende und vor allem informative Tage in Dessau. Die Einladung zur Fachtagung „Kompensation mit der Landwirtschaft“ auf Initiative der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt und des Bundesverbandes der Flächenagenturen hatten zahlreichen Interessierte von Behörden, aus Landwirtschaft, Umweltschutz und Flächenplanung angenommen und waren dafür nach Dessau gereist.

BFAD Exkursion
BFAD Exkursion

Die Vortragsreihe in der Aula des Bauhauses Dessau hatte viele Höhepunkte, darunter die Rede von Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Dr. Hermann Onko Aeikens, der den möglichen Konsens zwischen Landwirtschaft und Naturschutz aus Sicht der Politik beschrieb. Mit Spannung erwartet wurde auch der Beitrag von Steffen Pingen, dem Umweltreferenten des Deutschen Bauernverbandes, der neben anderen Aspekten für einen Flächenschutz die Streichung der Förderung von Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen anmahnte.

Prof. Klaus Werk von Bundesverband Beruflicher Naturschutz betonte , wie wichtig es für Landwirtschaft und Naturschutz, nach gemeinsamen Antworten zu suchen. Dazu müssten die landwirtschaftlichen Betriebe aber auch in die Abläufe der Kompensationsmaßnahmen integriert werden.

Aus der Sicht der Unteren Naturschutzbehörde Bördekreis beschrieb Jörg Brämer einige Kompensationsprojekte, für die die LGSA Flächen und Maßnahmen zum Ausgleich für Eingriffe aus einem eigens dafür zusammengestellten Pool bereitstellte. Eine dieser Projekte  sei die Allerniederung bei Wefensleben- Ein Pilotprojekt, bei dem auch die Aller renaturiert wurde, und das beispielhaft für die seit vielen Jahren gute Zusammenarbeit mit der Landgesellschaft stehe.

Über die strategische Ausrichtung der landwirtschaftlichen Kompensation insbesondere auf Grünland sprach Prof. Sabine Tischew von der FH Bernburg. Sie demonstrierte eindrucksvoll, wie sich die Artenvielfalt auf Maßnahmeflächen verbessern muss und kann und plädierte nachhaltig für die Verwendung von hochwertigem gebeitsheimischem Saatgut und für gute Pflege der angelegten Flächen.

Die Erstellung eines Spenderflächenkatasters in Sachsen-Anhalt als Basis für eine regionaltypische Artenausstattung stellte Beatrice Studte, ebenfalls von der FH Bernburg, vor. Sie zeigte Methoden wie Mahdgutübertragungen, Druschverfahren, Oberbodenübertrag oder das Ansaaten mit Wildpflanzensaatgut gebietseigener Herkunft als Alternativen zur Verwendung von Regelsaatgutmischungen auf .

Praktische Beispiele für naturnahe Begrünungsmaßnahmen brachte Matthias Stolle ein, der mit „Saale-Saaten“ einen Betrieb für Wildpflanzenvermehrung und Wildpflanzenhandel gegründet hat und mit seiner Erfahrung für die Projektleiter der LGSA ein wichtiger Ansprechpartner geworden ist. Er liefert speziell zusammengestellte und aus den Wildpflanzenbeständen der Region gewonnene Saatgutmischungen. In seinem Vortrag schilderte er die Anforderungen, die alternative Begrünungsverfahren mit sich bringen, sei es bei der Auswahl der geeigneten Flächen, der Bodenvorbereitung oder bei der Planung oder Ausbringung von Saatgutmischungen. 

Sandra Dullau von der FH Bernburg stellte den „Leitfaden zur Grünlandbewirtschaftung“ vor – ein Projekt, das die umfassenden regionalen Erfahrungen im Flächenmanagement sammelt und den aktuellen Forschungs- und Wissensstand zum Thema Grünland zusammenfasst. Nur wer die Standorteigenschaften kenne, könne konkrete und realistische Entwicklungsziele formulieren, hieß es. Eine klare Zielstellung vorab sei dabei ebenso von Bedeutung wie die Erfolgskontrolle und das Monitoring.

Stefan Meyer von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt warb mit Nachdruck für die Unterstützung des DBU-Projektes „100 Äcker für die Vielfalt“, bei dem es um ein Errichtung und die dauerhafte Sicherung eines bundesweiten Schutzgebietsnetzes für Ackerwildkräuter geht.

Ines Pozimski von der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt
Ines Pozimski von der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt

Welche Aufgaben eine Flächenagentur im Rahmen einer landwirtschaftsverträglichen  Kompensation übernehmen kann, erklärte Ines Pozimski von der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt. Sie erklärte u.a. die Vorteile der LGSA-Flächenpools, die es gestatteten , flexibler und gezielter gewünschte Flächen für Ausgleichs und Ersatzmaßnahmen bereitzustellen. Ziel seien dabei naturschutzfachlich hochwertige und zugleich landwirtschaftsverträgliche Kompensationsmaßnahmen. Wie Ines Pozimski hervorhob, ist für landwirtschaftsverträgliche Kompensationsmaßnahmen die Flächeneignung wichtiger als die bloße Flächenverfügbarkeit. Eine angepasste Bewirtschaftung zu entwickeln und als Träger der Maßnahme für Kontrolle und Dauerhaftigkeit  zu sorgen, prägt dabei die Arbeit der LGSA -  als Mittler der Interessen von Investoren, Naturschutzbehörden und Landwirten.

In den Vorträgen der Tagung in Dessau waren neben den Beispielen aus Mitteldeutschland auch immer wieder von überregionalen Projekten die Rede, so durch Elisabeth Verhaag  von der Landwirtschaftskammer NRW für den erkrankten  Thomas Muchow von der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft. Sie erläuterte den erfolgreichen Naturschutz in sehr intensiv genutzten Agrarlandschaften an einem Beispiel aus der Kölner Bucht. Dirk Ortland von der Flächenagentur GmbH im Städtequartett stellte eine landwirtschaftliche Intensivregion am Beispiel Süd Oldenburg vor.

Immer wieder gab es während des Tagungstages Zeit für angeregten Meinungsaustausch und  Diskussionen – nicht zuletzt bei den gemeinsamen Unternehmungen rund um das weltberühmte Bauhaus Dessau. So wurde eine Führung durch das Bauhaus am Abend des 25. Oktober begeistert aufgenommen. Mit vielen Eindrücken wurde der Tag bei gemeinsamem Essen und  Gesprächen im Restaurant beschlossen.

Exkursion zu Ökopoolprojekten

Der darauffolgende Freitag war einer Exkursion vorbehalten, die mit einer Führung durch die Meisterhäuser in Dessau begann. Nach dem Rückblick auf die Gestaltungsoffensive der Architekten und Künstler der Bauhausä-Ära gab es einen Ausblick auf Naturschutzprojekte unter einer landwirtschaftlichen Nutzung. Dazu fuhren die 40 Exkursionsteilnehmer mit dem Bus nach Könnern – zum Ziegenbeweidungsprojekt „Nelbener Grund“.

Bei einer kleinen Wanderung über die Projektflächen konnte jeder erleben, wie eine angepasste Bewirtschaftung eine einmalige Artenvielfalt auf diesen Flächen befördert. Darüber hinaus  bot das untere Saaletal  dann auch die reizvolle Kulisse für einen Spaziergang zum Restaurant „Georgsburg“, von der es dann weiter in Richtung Brachwitz ging. Dort liegen die sogenannten Brachwitzer Alpen, die sich durch ihre typischen Porphyrkuppen auszeichnen und eine der wertvollsten Trockenlebensräume Mitteldeutschlands sind.

Ines Pozimski spricht zu den Teilnehmern der Exkursion
Ines Pozimski spricht zu den Teilnehmern der Exkursion

Um eine naturschutzfachliche Entwicklung zu ermöglichen, sollen hier u.a. die isolierten Kuppen über Grünlandflächen miteinander verbunden werden. Damit können die Lebensräume der wertvollen Arten vergrößert und miteinander vernetzt werden. Gleichzeitig werden die Kuppen in einem Grünlandkomplex zusammengefasst, der eine nachhaltige Bewirtschaftung erst ermöglicht. Zur dauerhaften Umsetzung dieses Vorhabens sicherte sich die LGSA in diesem Pool eine Fläche von ca. 11 Hektar eigentumsrechtlich. In diesem Herbst wurde hier eine Kräuter- Gräser - Ansaat aus gebietsheimischem Saatgut ausgebracht- das von der Firma „Saale-Saaten“ eigens für dieses Projektgebiet zusammengestellt und vermehrt wurde. So war es um so interessanter, auch noch einen Blick auf die Vermehrungsflächen der Firma „Saale-Saaten“ bei Frößnitz werfen zu können. Hier werden jährlich 120 bis 150 Wildpflanzenarten angebaut, deren Samen von Hand geerntet werden, wie Firmenchef Matthias Stolle erklärte, der sich schon vor seiner Firmengründung über Jahre an der Martin-Luther-Universität Halle einen Ruf als Wildpflanzenexperte erworben hat.

So nahm unterhalb des Petersberges und mit der gemeinsamen Rückfahrt im Bus nach Dessau ein interessanter Exkursionstag sein Ende.

Für die gute Planung und gelungene Vorbereitung der Tagung und Exkursion sei allen beteiligten LGSA-Mitarbeitern gedankt